Zugesandt von Rolf:
Auszüge aus dem Büchlein
"Mensch und Unmensch" von Eugen Roth 1948
Ordnung
Ein Mensch, mit furchtbar vielen Sachen,
will eines Tages Ordnung machen.
Doch dazu muss er sich bequemen,
Unordnung erst in Kauf zu nehmen:
Auf Tisch, Stuhl, Flügel, Fensterbrettern
ruhn ganze Hügel bald von Blättern.
Denn will man Bücher, Bilder, Schriften
in die gemäße Strömung driften,
muss man zurückgehn zu den Quellen,
um Gleiches Gleichem zu gesellen.
Für solche Taten reicht nicht immer
das eine, kleine Arbeitszimmer:
Schon ziehn durchs ganze Haus die kühnen
papierig-staubigen Wanderdünen,
und trotzen allem Spott und Hassen
durch strenge Zettel: Liegen lassen!
Nur scheinbar wahllos ist verstreut,
was schon als Ordnungszelle freut;
doch will ein widerspenstig Päckchen
nicht in des sanften Zwanges Jäckchen.
Der Mensch, der schon so viel gekramt,
an diesem Pack ist er erlahmt.
Er bricht, vor der Vollendung knapp,
das große Unternehmen ab,
verräumt, nur dass er auch wo liegt,
den ganzen Wust: Das Chaos siegt!
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